Samstag, 17. Juli 2010

Glaubwürdigkeit von Medien

Lesekompetenz allein reicht nicht, um sich sachlich korrekt zu informieren und gesund zu ernähren. Manipulationen und Verschweigen von wichtigen Informationen beherrschen den Alltag.
Anhand von zwei Beispielen möchte ich darstellen, wie schwierig es ist, einen Zeitungsartikel oder ein Lebensmittelpackung anhand einer Etikette auf Glaubwürdigkeit und Informationsgehalt zu testen.

1. Zeitungsartikel „Wie Stasi Agenten die Legende vom CIA Aidsvirus in die Welt setzten“
http://bazonline.ch/ausland/europa/Wie-StasiAgenten-die-Legende-vom-CIAAidsvirus-in-die-Welt-setzten/story/31540649
Im Artikel geht es um die Verbreitung eines Gerüchtes im Jahre 1988, als die sozialistischen Länder immer mehr Probleme mit der Durchsetzung ihrer Ideologie bekamen und die USA stattdessen hoch im Kurs stand. Von Stasi und KGB wurde deshalb ein anti-amerikanisches Gerüch in die Welt gesetzt. Zitat aus der BaZ vom 11.1.2010 „Am 18. Februar 1987 veröffentlichte die linke TaZ ein Interview des DDR-Schriftstellers (und ehemaligen Journalisten) Stefan Heym mit dem unbekannten Ostberliner Biologen (und überzeugten Kommunisten) Jakob Segal „Aids. Man Made in USA“ lautete die Schlagzeile.“
Ein vielleicht wahrer Kern (eine Laborhavarie kommt immer mal vor) wurde zur Züchtung des AIDS Virus durch das CIA aufgepauscht. Ein namhafter (glaubwürdiger ) Schriftsteller führt das Interview mit einem Biologen (Fachperson). Das Ganze wurde publiziert in der TaZ, einer namhaften, (glaubwürdigen) Westdeutschen Zeitung. Interessant ist auch das Vorgehen der Stasi, um der Taz das Interview zu „verkaufen“ : Ein Stasi Offizier erzählte es einem Taz Kulturredaktor. Die TaZ war sehr interessiert, das Interview des in Westdeutschland sehr bekannten Heyns abzudrucken und ging auf dessen Auflage ein, nicht weiter zu recherchieren um die Glaubwürdigkeit zu prüfen, sondern es tel quel zu drucken.

Indizien, die gegen die Glaubwürdigkeit sprechen mussten, waren zum einen die Tatsache, dass die Taz eine zwar westdeutsche aber linke, also anti-amerikanische Zeitung war. Zum anderen konnte sich der Biologe Segal nicht auf klinische Erfahrungen mit HIV-Infizierten sondern nur auf Medienberichte aus den USA berufen. Ob das aber im damaligen Text erwähnt war ist unklar. Die Tatsache, dass die Taz nicht weiter abklären durfte, war jedoch sicher nicht erwähnt. Es war also sehr schwer, diesen Artikel auf dessen Wahrheitsgehalt zu prüfen.

Für mich heisst das nichts Neues, als dass viel Zeit investiert werden muss in folgende Abklärungen:
Sind die Quellenangaben gemacht und überprüfbar?
Sind die Quellen glaubwürdig.?
Sind die Quellen eine Person oder eine wissenschaftliche Untersuchung?
Wer, welches Medium publiziert die Mitteilung?
Welche ideologische Ausrichtung hat das Medium? Wie viel Geld, bzw. Leserschaft bringt die Publikation dem Medium?
Ist das, was da steht, überhaupt möglich, realistisch, machbar, überprüfbar?
Letzteres scheint bei „out oft he blue“ Nachrichten besonders schwierig zu sein wie es sich beim obigen und unsern Beispielen im Medienpädagogiklehrgang, vom Sub-City Fishing, Fernsehnachricht, und von der Landung der Marsmenschen in den USA, Hörspiel von Orson Wells, gezeigt hat.

2. Zeitungsartikel : „Das Vertrauen ins Essen ist erschüttert“
Der Artikel besagt, dass laut einer Studie das Vertrauen der Schweizer Bevölkerung in die Lebensmittelbranche nicht mehr gegeben ist. Nicht alles, was man wissen sollte, steht auf der Verpackung. Der Schweizer Konsument ist überfordert mit dem Lesen von Verpackungstexten und und mit dem Interpretieren, welches Produkt nun das gesündeste, umweltfreundlichste, verträglichste ist.

Ohne Measures App, Rechner App und iTranslate App verloren?
Auch mir geht es so. Da ich gerade in den USA in den Ferien bin, verbringe beim Einkaufen sehr viel Zeit mit dem Lesen von Etiketten. Mich interessiert Folgendes:
Woher kommt das Produkt?
Ist es gen manipuliert?
Ist es hors-sol produziert?
Wie stark ist es manipuliert, bzw. wie naturbelassen ist es?
Wie viele Kalorien, Kohlehydrate, Fett hat das Produkt pro 100g und wie viele Gramm sind in der Verpackung.
Anmerkung.: In den USA sind diese Angaben pro Portion und dann steht noch, wie viele Portionen in der Packung sind. Eine Portion kann ein EL, eine halbe Tasse, eine Tasse oder etwas anderes sein. Bei Tassen und Esslöffel (EL) gibt es auch in den USA verschiedene Grössen. 100g wären überall gleich viel, aber in den USA gibt es ja keine g sondern Unzen, Pfund, und, und…
Ich verbringe also sehr viel Zeit mit Umrechnen und dabei kommt mir wieder einmal mein iPhone sehr gelegen, da ich ein Measures App, ein Rechner App und ein iTranslate App habe.

Aber: iPhone und Lesekompetenz allein reichen nicht, um sich sachlich korrekt zu informieren und gesund zu ernähren.

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