Freitag, 13. August 2010

Wie die Bilder laufen lernten - Buchempfehlung

Der gelernte Programmierer Richard Powers beschreibt sich in seinem Roman Schattenfluchten (2002, S. Fischer Verlag) die Entwicklung von animierten Computerabläufen.
Ein zweiter Erzählstrang handelt von einem entführten Lehrer in Beirut, der in der Gefangenschaft Bilder heraufbeschwört um zu überleben ( in seiner "Höhle"; diese Handlung klammere ich im weiteren aus.

In Schattenfluchten wird eine Zeichnerin angeworben, in eine Thinktank in Seattle mitzuarbeiten, Computervisionen umzusetzen in einem Kreis mehr oder weniger verrückter und weltabgewandter Computer Pionieren, bestehend aus Soft- und Hardwarespezialisten und kreativen Visionären. Auch diese Arbeit geschieht in einer "Höhle", - Projektionsflächen in allen Dimensionen in einem Gebäude, umgeben von Hochtechnologie
Die Handlung spielt in den späten 80iger Jahren. Ausgezeichnet beschrieben werden Ansätze, Ideen, das Sacheitern an Hardwareleistung, das gewinnen neuer Erkenntnisse (auch Erkenntnistheoretischer Natur) in fortlaufenden Prozessen.
Powers schafft es, das doch sehr komplexe Thema spannend und recht gut verständlich aufzuarbeiten. Zentral ist im Roman das Verhältnis von Kunst, Phantasie, Kreativität und der Computertechnologie. Virtuelle Räume werden entwickelt, - interessant wird dabei beschrieben, wie dies dazumal auf die Wahrnehmung wirkte. Heute sind wir ja schon lange diese Cyber Realitäten gewohnt und sehen das als Selbstverständlich an.

Das Wechselspiel zwischen realen und virtueller Welten wird eindrücklich beschrieben; das - schlussendlich bis heute geltende - Scheitern von Ansätzen der künstlichen Intelligenz überzeugend umsetzbaren virtuellen Realitäten regt zur Reflexion an.

Die Realität erweist sich als stärker als jegliche Phantasie und Fiktion und virtuellen Räume.

Eine absolut empfehlenswerte Lektüre! - jetzt haben wir ja wieder Zeit für gute Belletristik!

p.s.: in seinem Roman "Galatea" erzählt Powers die Geschichte einer Wette: Kann ein Computer in 10 Monaten die Magister für Englisch machen? - auch diesen Roman finde ich ausgezeichnet.
Guntram

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