Montag, 21. Dezember 2009

Mosaik Sekundarschule Horn

Am zweiten Tag des Moduls Medienerziehung hatten wir die Gelegenheit die Mosaik Sekundarschule in Horn zu besuchen. Nach einer Einführung über das Schulkonzept hatten wir die Möglichkeit uns ein Bild der Umsetzung dieses Konzept in den Klassenzimmern zu machen.

Das individuelle Lernen der Schüler steht hier im Vordergrund. Während etwa der Hälfte der Schulzeit können sie ihren Lernplan selbst erstellen. Sie bestimmen wann sie an welchen Fächern arbeiten.

Bei den Merkmalen dieser Unterrichtsmethode; heterogene altersgemischte Klassen, starker Grad der Individualisierung, kamen mir die Untersuchungen von Remo H. Largo in den Sinn. In seinem Buch Schülerjahre beschreibt er die Vorteile/Notwendigkeit des individualisierten Unterrichtes an den Volksschulen.

Ausschnitt aus dem Interview mit Remo H. Largo: Das Magazin «Der gute Schüler ist heute ein Mädchen» 2. 2008

Was heisst Ihre Forderung nach konsequenter Individualisierung für die Volksschule?


Der Unterricht muss individualisiert werden, denn die Vielfalt der Kinder ist eine biologische Realität. Sie wird dann verleugnet, wenn man nicht weiss, wie man pädagogisch mit ihr umgehen soll. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass es für das Individuum wie für die Gesellschaft das Beste ist, wenn der Einzelne seine Stärken möglichst gut verwirklichen kann, die in ihm schlummern. Ich bin gegen die Züchtung jeglicher Monokulturen in der Schule, ob das nun Dienstleister oder Informatiker seien, denn niemand kennt die Bedürfnisse der Gesellschaft in zwanzig Jahren. Orientieren wir uns also an den Fähigkeiten des einzelnen Kindes und machen eine Schule, die diese möglichst fördert und dadurch kompetente und selbstbewusste Menschen heranzieht.“

Die Meinung, „dass es für das Individuum und die Gesellschaft das Beste ist, wenn der einzelne seine Stärken möglichst gut verwirklichen kann“, teile ich mit R. Largo. In meinem Arbeitsfeld (ich arbeite als Arbeitsagoge mit körper- und psychisch behinderten Menschen), passen wir uns bei der Arbeit immer den Ressourcen und Möglichkeiten der Klienten an. Wir haben natürlich einen anderen Auftrag als die Schule, im Bezug auf Lernen und Motivation sehe ich dennoch Parallelen.

Der Vorteil dieser Lernmethode sehe ich, nebst der Berücksichtigung der Individualität der Schüler, auch darin, dass sie lernen sich zu organisieren und Verantwortung übernehmen. Ich war überrascht wie gut organisiert der Schüler war, als er mir seinen Lehrplan vorstellte. Er hatte die Unterlagen, die er in der nächsten Woche bearbeitet innert kurzer Zeit Griffbereit. Weiter werden auch die sozialen Kompetenzen gefördert, der Preis dafür ist die Unruhe und ständige Bewegung in den Schulzimmern. Dies empfand ich, als Besucher, als an der oberen Grenze. Wer damit umgehen kann, profitiert sicher von diesem System. Wer mehr Ruhe braucht um sich zu konzentrieren muss sich zurückziehen.

Im Plenum spalteten sich die Meinungen über dieses Konzept. Meiner Meinung nach ist es eine gute Methode, das individuelle Lernverhalten der Kinder zu berücksichtigen. Es wird den neuen Erkenntnissen über das Lernen Rechnung getragen. Wenn ich mich an meine Schulzeit zurückerinnere, wäre ich oft froh gewesen um ein solches Konzept. Immer nur still zu sitzen und zuzuhören war sicher nicht immer eine ideale Lernvoraussetzung. Der Fokus damals war anders. Wenn beispielsweise die Garderobe bei uns so ausgesehen hätte wie im Mosaik Schulhaus, hätten die Lehrer gar nicht erst mit unterrichten begonnen. Allerdings kann ich auch sagen, dass ich, trotz einer aus meiner heutigen Sicht nicht immer optimalen Lernmethode, dennoch gut auf das Leben und die Arbeitswelt vorbereitet wurde.

Den Inhalt dieses Schulbesuchs habe ich mir im Vorfeld anders vorgestellt. Die Schüler arbeiten insofern mit Medien und Software, dass sie die Einträge teilweise selber vornehmen. Der Einsatz von neuen Medien ist in diesem Fall ein PC Programm zur Erfassung der geleisteten Lernaufträge der Schüler. Es dient den Schülern und Lehrpersonen als Übersicht welche Arbeiten bereits erledigt wurden, und wo die Schüler im Lernplan stehen. Daraus wiederum ergibt sich für sie das weitere Vorgehen. So gesehen finde ich den Einsatz der „neuen Medien““, also das PC Programm, als sehr effektives Mittel zur Erfassung der individuellen Lernstände. Die Schwerpunkte der Lerninhalte können übersichtlich und schnell angepasst werden. Die Schüler lernen den PC als tägliches Arbeitsmittel kennen.

Dass dieses Konzept als eine Notlösung, um die Schule weiterführen zu können, geschaffen wurde finde ich interessant. Es zeigt, dass sich durch den Einsatz der „neuen Medien“, neue Wege öffnen. Da die Umsetzung noch in der „Anfangsphase“ steht, bin ich zuversichtlich über die Weiterentwicklung der Mosaik Sekundarschule in Horn.

Für mich war es spannend einen Einblick in diese Schule zu bekommen, im Rahmen dieses CAS hätte ich mir aber eher einen Besuch bei einem „medienlastigeren“ Projekt gewünscht, bei dem die neuen Medien direkt von den Schülern angewendet werden, z.B. die „iPhone-Klasse“ in SZ.

2 Kommentare:

Katrin Sutter hat gesagt…

--> es war klar, dass das Thema Individualisierung vs. Frontalunterricht sehr attraktiv ist und so das eigentliche Thema 'Medienpädagogik' ziemlich untergegangen ist.
Aber eigentlich schade, ich denke, wir hätten das vertiefter anschauen können, aber es blieb keine Zeit mehr. V.a. die Möglichkeiten, die die bestehende Software schon bietet, die Kinder noch mehr medienpädagogisch einzubeziehen bzw. in ihrer Kompetenz zu förder

Prof. Martin Hofmann hat gesagt…

Wer neue Medien im Unterricht einsetzen will, muss/wird früher oder später auch seine Didaktik ändern! Medienpädagogischer Unterricht verlangt nach neuen Lernkonzepten, nach einer 'neuen' Didaktik. Es war für mich spannend zu sehen, welche didaktischen und pädagogischen Wege die Mosaik Sekundarschule Horn mit stark individualisiertem Unterricht begeht. Für den Einsatz von neuen Medien ist noch sehr viel Spielraum bzw. Entwicklungspotential vorhanden.