Freitag, 19. Februar 2010

Internationaler Tag der Langsamkeit - Teil 2

Wie ich heute Morgen erfahren musste, hat mein gestriger Blogbeitrag gewisse Irritationen ausgelöst. Daher hier noch ein paar weitere Details zum Internationalen Tag der Langsamkeit.

Laut Mark Riklin, dem Landesvertreter des Vereins zur Verzögerung der Zeit, finden internationale Tage in der Regel immer am gleichen Tag statt. Dies erleichtert meiner Ansicht nach sicher auch die weltweite Orientierung sowie die Vorbereitungen, da bezüglich des Datums nicht immer wieder neue Absprachen getroffen werden müssen. Wie es nun aber scheint, gehen die Italiener anders mit internationalen Tagen um, denn bei ihnen findet der Internationale Tag der Langsamkeit immer an einem anderen Datum statt. Meine Recherchen haben ergeben, dass die Kriterien, die beim ersten Internationalen Tag der Langsamkeit für die Datumsfestlegung ausschlaggebend waren (siehe vorheriger Post), in den Folgejahren nicht mehr (oder zumindest nicht mehr vollständig) angewendet wurden. Im 2008 fand der Tag am 27. Februar, einem Mittwoch fast 14 Tage nach dem Valentinstag (San Valentino) statt. Das nächste Mal wurde der Anlass am Montag, 9. März 2009 gefeiert und dieses Jahr ist es laut dem Verein „L’arte del vivere con lentezza“ eben am Montag, dem 15. März soweit. Das einzige Kriterium, welches somit konsequent eingehalten wurde, ist, dass der Tag noch vor dem Frühlingsanfang (welcher je nach Jahr auf den 20. oder 21. selten auf den 19. März fällt) stattfindet.

Gründe für die verschiedenen Daten konnte ich keine finden. Mark Riklin stellte die Vermutung auf, dass die Italiener den Tag immer erst dann zelebrieren, wenn sie bereit dafür sind. Wahrscheinlich sind sie einfach jedes Jahr etwas später parat und zögern somit den Internationalen Tag der Langsamkeit hinaus. Sie lassen sich eben Zeit.

Die Schweizer Medien entdeckten den Tag im Jahre 2008 und legten ihn sogleich auf den 19. Februar fest, da wir Schweizer ja davon ausgehen, dass internationale Tage jedes Jahr am gleichen Datum stattfinden. Wie ein gut geöltes Schweizer Uhrwerk feiern wir den Tag seither immer pünktlich am 19. Februar und lasse uns nicht auf die Verzögerungen der Italiener ein.


(Basler Zeitung, 19. Februar 2008, S. 2)

Aber was heisst das nun für die Zukunft? Geniessen wir die Langsamkeit in der Schweiz weiterhin an einem anderen Tag als die Italiener? Oder lassen wir uns auf deren Verzögerung ein?

Meiner Ansicht nach ist es einerseits überhaupt nicht schlimm, wenn wir auch in Zukunft am 19. Februar festhalten. Denn schliesslich ist das Thema in der heutigen Zeit genug wichtig, um an mehreren Tagen Aufmerksamkeit zu bekommen. Andererseits könnten wir uns von den Italienern aber auch etwas abgucken, der Sinnlichkeit und Langsamkeit mehr Stellenwert einräumen und die ganze Sache entspannter angehen. Denn wi ein Afrikanisches Sprichwort so schön sagt: „Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.“

Aber egal, an welchem Datum der Internationale Tag der Langsamkeit begangen wird, wichtig ist er auf alle Fälle und er hätte sicher noch mehr Aufmerksamkeit verdient.

PS: Dass ausgerechnet die Italiener den Internationen Tag der Langsamkeit ins Leben gerufen haben, kommt laut Mark Riklin auch nicht von ungefähr. Italien ist nämlich ein Land, in dem die Sinnlichkeit einen hohen Stellenwert einnimmt. Ein weiteres Beispiel dafür ist die Slow-Food-Bewegung.

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