Sonntag, 28. Februar 2010

Bildung A la carte

A la Carte Methode

Blogeintrag 27. Februar 2010

Mit Bildung à la Carte bewirtete uns Mark am Nachmittag im Atelier für Sonderaufgaben, Davidstrasse 42 in St. Gallen.In einer langen, schwarzen Kellnerschürze überreichte er uns die in dunkelrotes Leder gefassten antiken Weinkarten.

Exquisite Weine aus aller Herren Länder blickten uns entgegen.

Die sieben Tagesspezialitäten auf der ersten Seite und die Köche Mark, Ruedi und Frank standen bereit für die von uns ausgewählten Menus.
Mark erklärte uns die einzelnen Gerichte worauf uns das Wasser im Mund zusammenlief.

Nadine erlöste uns ganz pragmatisch von der Qual der Wahl indem sie eine Abstimmung vorschlug nach der wir uns für drei Gerichte entschieden.

1. Opera Calling, ein Eingriff in das kulturelle System der Zürcher Oper

2. happy rush hour, ein positiver Überfall im Feierabendverkehr

3. Null Stern Hotel, eine Geschichte, die um die Welt rast

Opera Calling

Wir installierten uns auf den bequemen Kinositzen in Frank und Patricks Office und genossen eine 2007 ausgestrahlte 10 vor 10 Sendung mit anschliessender Diskussion über die Aktion und deren Wirkung.

Mit dem inszenierten Eingriff in das kulturelle System der Zürcher Oper wollte die Mediengruppe BITNIK http://www.bitnik.org/ aufmerksam machen auf den Einsatz von Kulturgeldern für kulturelle Interessen einer kleinen Oberschicht.

Die Aktion war originell und zog das Interesse von Presse und Fernsehen an, womit ein grosser Teil der Bevölkerung erreicht und der Zweck erfüllt werden konnte.

happy rush hour

Für dieses Projekt nahm Mark uns mit in den unteren Stock des Gebäudes wo seine Meldestelle für Glücksmomente untergebracht ist. Wir durften Platz nehmen an seinem grossen Bürotisch. Vor dem Hintergrund einer Fülle von säuberlich nach Thema abgelegten Meldungen von Glücksmomenten und einer Bibliothek mit Büchern über das Glück erzählte uns Mark von seiner Arbeit in der Meldestelle und beantwortete anschliessend unsere ergänzenden Fragen.

Man kann bei der Meldestelle anonymisierte Glücksmomente melden oder auch bestellen.

Der Sinn und Zweck der Meldestelle ist

1. das Glück wahrnehmen und benennen zu können,

2. es nicht für sich zu behalten sondern es zu teilen

3. es wenn möglich der Person, die das Glück ausgelöst hat rückzumelden.

Marks Meldestelle hat eine E-Mail Adresse. Es gibt in Wien auch eine Meldestelle für Glücksmomente http://www.meldestellefuergluecksmomente.at/idee.php auf deren Website Näheres zu lesen ist. Mihaly Csikszentmilhalyi hat ein interessantes Flow Modell http://www.flow-usability.de/flowmodelle.htm entwickelt, mit dem die Voraussetzungen zum Erleben von Glück definiert.

Mark organisiert auch Aktionen zu diesem Thema, wie das vorliegende Projekt „happy rush hour“ für das er von einem Lehrer eines Motivationssemesters (10. Schuljahr für Fremdsprachige Schulabgänger) angefragt wurde.

Die Klasse wollte eine Aktion machen und Mark wählte happy rush hour aus.

Es ging darum, den an den Ampeln wartenden Autofahrern während der rush hour einen Glücksmoment zu bescheren. Ideen dazu wurden von den SchülerInnen mit grosser Motivation entwickelt und umgesetzt.

Sie hatten sichtlich Spass an der Aktion, wie wir im Film feststellen konnten. Bei den Autofahrern stiessen sie auch mehrheitlich auf ein positives Echo.

Null Stern Hotel

Das Kunstprojekt Null Stern Hotel http://www.null-stern-hotel.ch/ wurde uns von einem der beiden Künstlern, Frank Riklin persönlich vorgestellt. Das Künstlerduo distanziert sich von einer herkömmlichen Definition von Kunst und entwickeln diese nach eigenen Angaben „dort, wo man darüber stolpert“.

Das Null Stern Hotel kann als Verdichtung zwischen Leben und Kunst verstanden werden. Es wurde im Atelier für Sonderaufgaben entwickelt und in Teufen, Appenzell in einem ehemaligen Bunker umgesetzt. Seit seiner Eröffnung im Juni 2009 erreichte das Null Stern Hotel einen grossen Bekanntheitsgrad. CNN und GEO stellte es unter anderem vor. Einzig bei Wikipedia findet es als „not notable“ keinen Eingang.

Es ist weltweit geschützt und im Moment „nur“ ein Kunstwerk. Die Erfahrungen werden zurzeit von der Uni St. Gallen ausgewertet. Eine kommerzielle Nutzung in der Zukunft ist nicht ausgeschlossen. Die Rechte dazu sind bei den Gebrüdern Riklin.

Nachdem uns Frank Riklin einen der zahlreichen YouTube Filme über das Null Stern Hotel gezeigt hatte, stand er uns für Fragen zur Verfügung.

Wir schätzten es, das Projekt bei Marks Brüdern im Atelier für Sonderaufgaben und von ihnen persönlich serviert bekommen zu haben.

Alle drei Menus waren ausgezeichnet zubereitet und appetitlich aufgetragen. Die Methode ist an sich ein Kunstprojekt. Teilnehmergerecht, kundennahe, aus dem Leben, authentisch, spannend und alles was man sich als Studierende im Lehrgang Medienpädagogik oft nur erträumen kann.

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