Sonntag, 31. Januar 2010

8. Berner Jugend-Grossrat-Tag zum Thema Medien

Der diesjährige Berner Jugend-Grossrat-Tag (BJGT) fand am 27. Januar zum Thema „Medien?!“ – Chance oder Missbrauch?! statt. Jugendliche aus dem Kanton erhielten die Möglichkeit, mit ihren Meinungen und Interessen direkt an Grossrätinnen und Grossräte aus ihrer Region zu gelangen. Als Protokollführerin begleitete ich eine der Gesprächsgruppen. Die Jugendlichen in unserer Gruppe haben unter anderem folgende Themen angesprochen und diskutiert:
„Killergames“ müssen verboten werden. / Gegen den Datenmissbrauch im Internet z.B. das Handeln mit Adressen muss etwas getan werden. / Was tut die Politik gegen den Medienhype bei Krankheiten (z.B. Schweinegrippe)? / Die Schulen müssen Medienkompetenzen vermitteln.

Wie sich in der Diskussion mit den Grossrätinnen/Grossräten schnell zeigte, war das Thema „Medien“ jedoch nicht wirklich geeignet, um auf kantonaler Ebene diskutiert zu werden. Der Datenmissbrauch im Internet ist z.B. ein internationales Phänomen, welches nicht auf Kantons- sondern auf Bundesebene angegangen werden muss. Ausserdem liegt es in der Verantwortung der Nutzenden, wie viele Daten sie weitergeben/angeben wollen. Dennoch versuchten die Politikerinnen/Politiker auf die einzelnen Anliegen der Jugendlichen einzugehen: Regelungen beim Verkauf von „Killergames“ sind möglich, es bleibt jedoch der Zugang übers Internet. Ausserdem wurde auch die Frage gestellt, ob ein Verbot wirklich das Problem löst. / Da die Pressefreiheit für eine Demokratie ganz wichtig ist, kann der Staat relativ wenig gegen die Übertreibungen der Medien machen. Es ist jedoch wichtig, dass die Politik von Anfang an transparent informiert, damit keine Gerüchte aufkommen. Es braucht Medienkompetenzen, damit aus der Medienvielfalt das Wesentliche raus gefiltert werden kann. / Zurzeit gibt es im Kanton Bern einen Vorstoss, der verlangt, dass Medienkompetenz als wichtige Schlüsselkompetenz in den Lehrplan aufgenommen wird. Ein Grossrat, der selber Lehrer ist, macht in diesem Zusammenhang eine für mich spannende Aussage: Er meinte, dass die Lehrpersonen davon wegkommen müssen, dass sie über das Wissensmonopol verfügen. Die Schülerinnen/Schüler bringen besonders im Bereich der Medien viele Erfahrungen und Kompetenzen mit, die abgeholt und genutzt werden müssen.

Für mich besonders spannend war, dass auch die Jugendlichen vielen Themen gegenüber sehr zwiespältige Gefühle haben. Einerseits, wollen sie eine Kontrolle im Internet, um Missbrauch vorzubeugen, andererseits wollen sie auf keinen Fall, dass der Staat sie selbst kontrollieren kann. Sie fragen sich, woher die Themen in den Medien kommen und inwiefern man ihnen vertrauen kann, nehmen aber gleichzeitig immer wieder Bezug auf Sachen, die in den Medien standen und daher der Wahrheit entsprechen müssen.

Am Ende des Tages hatte jede Gruppe die Gelegenheit, im Plenum ein 100 Sekunden Statement abzugeben. Dabei sind mir vor allem folgende Aussagen aufgefallen:
- Jeder und jede Einzelne muss seine/ihre Eigenverantwortung wahrnehmen.
- Es liegt in der Verantwortung der Eltern, dass die Kinder den Umgang mit Medien erlernen.
- Kann diese Verantwortung von den Eltern nicht wahrgenommen werden, müssen die Schulen dies übernehmen bzw. die Politik muss dafür sorgen, dass es an den Schulen übernommen wird.
- Eltern und Schulen müssen zusammenarbeiten bzw. die Eltern müssen durch die Schule unterstützt werden.
- Die Orientierung für die Jugendlichen wird immer schwieriger.
- Es braucht alternative Angebote zu Medien, z.B. Sportangebote.

Ich fand diesen Tag sehr spannend. Von den Jugendlichen direkt zu hören, dass sie im Bereich der Medien die Hilfe der Eltern, der Schule und der Politik benötigen, hat mir erneut die Dringlichkeit von medienpädagogischen Konzepten vor Augen geführt.

Weiterführende Informationen sollten in einigen Tagen bei tink.ch zu finden sein.

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